Flächensparen als Antwort auf zukünftige Entwicklungstrends
Flächensparen ist kein Selbstzweck, sondern eine Chance zu Verbesserung der Lebensqualität vor Ort. Durch eine vorrangige Innenentwicklung können nicht nur naturbelassene und landwirtschaftliche Flächen geschont werden, sondern Folgekosten für Infrastrukturen gespart und Ortskerne wiederbelebt werden. „Es ist uns wichtig, dass Flächensparen nicht als Zusatzaufgabe von den Kommunen gesehen, sondern als Chance verstanden wird, aktuelle und zukünftige Entwicklungstrends zu gestalten.“, unterstreichen Franziska Wurzinger und Stefan Gagstetter, die Flächensparmanager an der Regierung von Mittelfranken. So bietet die Schaffung von neuem altersgerechten Wohnraum im Zuge des demographischen Wandels beispielsweise die Möglichkeit Umzugsketten vor Ort anzustoßen, den Generationswechsel in Eigenheimen zu fördern und damit weniger Flächen im Außenbereich zu erschließen. Als weiteres Beispiel ermöglicht die zunehmende Digitalisierung kurze Wege und neue Formen des Arbeitens, was insbesondere auch die Attraktivität der ländlichen Räume als Wohn- und Arbeitsorte stärkt. Darüber hinaus können flächen- und energieeffiziente Siedlungsstrukturen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung leisten.
Beteiligung als Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Entwicklung
Die Gemeinde Bubenreuth mit etwa 4.500 Einwohnern hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität vor Ort zu erhalten und gleichzeitig die historisch gewachsene Ortsstruktur flächenbewusst weiterzuentwickeln. Hierzu startete die Gemeinde bereits im Jahr 2015 den Ortsentwicklungsprozess „Bubenreuth 4.0“ mit integriertem städtebaulichen Entwicklungskonzept. „Die Wünsche der Regierung(en), Wohnraum zu schaffen und Fläche zu sparen sind eigentlich ein inhaltlicher Widerspruch. Dennoch haben wir es geschafft und es macht uns stolz, hier beispielhafte Planungsprozesse und erfolgreiche Bürgerbeteiligung umgesetzt zu haben“, freut sich Erster Bürgermeister Norbert Stumpf.
In einer intensiven Bürgerbeteiligung beispielsweise mit Bürgerforen wird die Ortsentwicklung begleitet, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen und für das Thema Innenentwicklung zu sensibilisieren. „Die heutigen komplexen Anforderungen in den kommunalen Planungsprozessen wie der Bauleitplanung haben nicht nur die Verpflichtung zur Berücksichtigung umfassender Rechtsvorschriften zur Folge“, führt Sandra Thelen vom Planungsamt der Gemeinde Bubenreuth aus. „Vielmehr liegt auch der Fokus auf einem intensiven Bürgerbeteiligungsprozess im Vorfeld und begleitend zum Erlass der Bebauungspläne, um eine Akzeptanz in der Bürgerschaft zu erreichen. Bürgerbeteiligung ist eine Form einer vertrauensbildenden Maßnahme, um das Vertrauen der Bürger in die kommunale Planung zu erhöhen.“
Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort erfasste die Gemeinde Bubenreuth im Jahr 2021 alle Baulücken- und Leerstände im Gemeindegebiet. Ziel war es, Baulücken zu schließen, die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Ort langfristig zu erhalten und die Grundstücksnutzung zu unterstützen. Außerdem wurden kommunale Förderprogramme vor Ort zur gestalterischen Aufwertung von Anwesen, für Flächenentsiegelung, Nachbegrünung und Biodiversität sowie zur CO2-Einsparung in den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom aufgelegt. In Zusammenarbeit mit der Bevölkerung wurden gemeinsame Ideen und Planungskonzepte zur Aktivierung von Innenentwicklungspotentialen erarbeitet.
Qualitätsvolles Bauen am Beispiel des Entwicklungsgebiets „Posteläcker“
Wie schaffen wir es Wohn- und Lebensräume zu verwirklichen, die die Vorteile der Stadt mit den Vorzügen auf dem Land verbinden? Diese Frage hat sich die Gemeinde Bubenreuth in Zusammenarbeit mit Prof. Manuel Bäumler der Technischen Universität Dresden gewidmet und unter dem Leitbild „Urbanes Dorf“ ein flächensparendes Quartier für Jung und Alt mit viel Grün sowie kurzen Wege mitten in Bubenreuth entwickelt. „Das urbane Dorf bildet die Symbiose von Land und Stadtleben. Nachhaltig, gemeinschaftlich, bunt umschreiben die neuen Wohn- und Lebensräume in Bubenreuth Mitte.“, so Prof. Manuel Bäumler von der Technischen Universität Dresden. „Das Entwicklungsgebiet Posteläcker zeichnet sich durch eine vierfache Innenentwicklung aus: Alternative Mobilität und Infrastruktur, nutzbares und klimagerechtes Grün, Stärkung der Gemeinschaft, gerechte, vielfältige und ortsangemessene gemischte Bebauung erfüllen die Anforderungen an ein lebenswertes und klimaresilientes urbanes Dorf inmitten von Bubenreuth.“
Prof. Manuel Bäumler führte die Vorteile einer flächensparenden Bauweise aus: Die kompakte Bauweise kommt mit etwa 60% weniger Flächenverbrauch gegenüber herkömmlichen Einfamilienhausgebieten aus, dafür sollen 330 altengerechte und geförderte Wohnungen entstehen. Das Entwicklungsgebiet wurde nach dem Prinzip der Schwammstadt angelegt, d.h. Regenwasser wird durch extensiv begrünte Dächer und eine Reihe von Retentionsflächen gespeichert, genutzt und verdunstet bzw. zeitverzögert dem Grundwasser zugeführt. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Bewässerung von Bäumen und Pflanzen aus, sondern es entsteht auch ein kühlender Effekt, der das Aufheizen der Stadt in immer heißer werdenden Sommern abmildert, und die Gefahr von Überflutungen bei starken Regengüssen wird minimiert. Der zentrale Quartiersplatz mit Wasserfläche, ein neuer Nahversorger, ein Alten- und Pflegeheim sowie Kleingewerbe werden als lebendige Mitte zum neuen Bezugsort für Bubenreuth. Darüber hinaus soll ein Energiemanagementsystem auf Quartiersebene aus Geothermie, kalten Nahwärmenetz, Luft-Wärme-Pumpen und Photovoltaik für einen abgestimmten Energiemix sorgen. Die vorgesehene Nutzungsmischung ermöglichen die Realisierung der Vision eines autoarmen Quartiers. So bilden Angebote von Car Sharing bis zu ausleihbaren E-Lastenrädern, E-Ladestationen sowie viele Fuß- und Radwege bilden die Basis des Mobilitätskonzepts.
Besichtigung des neuen „Kulturhof H7“ in der Ortsmitte
Zum Abschluss der Veranstaltung besichtigten die rund 30 Teilnehmenden den geplanten „Kulturhof H7“, der im Frühjahr 2025 eröffnet werden soll. Im historischen Ortskern von Bubenreuth entsteht derzeit mit Unterstützung der Städtebauförderung ein neues soziokulturelles Zentrum als beispielhaftes Projekt der Innenentwicklung. Der 2016 erworbene Dreiseithof mit seinem aus Sandsteinquadern errichteten Wohnhaus von 1881 und großen Stall- und Scheunengebäuden wird nach dem Umbau künftig das Museum „Musik und Integration“, die Gemeindebücherei, einen Veranstaltungssaal und einen Bürgertreff mit Café beherbergen. Ziel ist es, den Kulturhof H7 zu einem Zentrum der kulturellen und sozialen Teilhabe aller Generationen zu etablieren und zu einer Kulturmarke zu entwickeln. Insgesamt ergeben sich zu jetzigen Stand Förderungen in Höhe von ca. 4.850.300 € im Zuge des Bund Länder-Programms Lebendige Zentren und 3.334.000 im Zuge des Investitionspaktes Soziale Integration im Quartier.
Text: Regierung von Mittelfranken