Baulücken und Leerstände stehen dem Wunsch nach Neubaugebieten gegenüber. Es ist ein Spannungsfeld, in dem sich die Kommunen bewegen. Wie können Gemeinden den bereits erschlossenen Raum nachhaltig und bestmöglich ausnutzen, so dass der Ort einerseits attraktiver wird und andererseits keine zusätzlichen unberührten Flächen angetastet werden müssen? Das ist die alles entscheidende Frage, der sich die Verantwortlichen in den Kommunen stellen müssen. Das Flächensparmanagement der Regierung von Unterfranken hat gemeinsam mit dem Landkreis Rhön-Grabfeld alle interessierten Kommunalvertreter in die Oskar-Herbig-Halle nach Mellrichstadt eingeladen um gemeinsam die unterschiedlichen Möglichkeiten zu erörtern.
Landrat Thomas Habermann begrüßte die anwesenden rund 50 Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte sowie Behördenvertreter, die gekommen waren. „Es ist eine der entscheidenden Fragen unserer Zeit, wie unsere Kommunen ihre Flächen verwenden. Die Abwägung zwischen Wohnungsbau, Energiegewinnung, Klima- und Artenschutz, Wirtschaftskraft und touristische Zwecke muss weise und vorausschauend getroffen werden. Dies prägt nicht nur unseren Landkreis im hier und jetzt, sondern auch das Leben zukünftiger Generationen“ erklärte der Landrat und bedankte sich bei den Initiatorinnen für die Organisation der Veranstaltung.
Anne Weiß und Marina Klein sind Flächensparmanagerinnen an der Regierung für Unterfranken. In ihrem einführenden Vortrag stellten sie skizzenhaft die Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsflächen dar. Die Wohnfläche pro Kopf stieg in Unterfranken zwischen 1990 (36,7 m2) und 2020 (51,6 m2) um 15 m2. Für Rhön-Grabfeld hat dies unter anderem zur Folge, dass die Siedlungs- und Verkehrsflächen zwischen 2014 und 2020 alleine bereits um 109 ha zunahmen. Dies entspricht 153 Fußballfeldern. Die Konsequenzen sind unter anderem eine erhöhte Flächenversiegelung, eine damit einhergehende verringerte Grundwasserneubildung sowie der Rückgang von Lebensräumen von Wald- und Wiesenbewohnern. Gleichzeitig verfällt der Ortskern zunehmend, bedingt auch durch einen Rückgang der Bevölkerungszahlen im Landkreis.
Das Ziel ist klar: Neues Leben soll in alte Häuser – und das am besten barrierefrei und nachverdichtet.
Ursula Schneider, Leiterin des Sachgebiets „Nachhaltige Regionalentwicklung“ am Landratsamt Rhön-Grabfeld zeigte, wie diese Neunutzung praktisch bereits an verschiedenen Stellen im Landkreis praktisch umgesetzt wurde. Es gilt für bestehende Flächen neue, im Idealfall multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten zu finden, die gleichzeitig den Arten- und Klimaschutz unterstützen. Vorhandene Fördermöglichkeiten bieten attraktive Konditionen, wusste Schneider zu berichten. Gerne können sich Interessierte an die Mitarbeitenden des Sachgebietes wenden.
Anschließend fanden parallele Vortragspanels mit je drei Impulsen statt. Im Bereich „Innenentwicklung: Reaktivierung von Leerständen und Brachflächen“ wurden Praxisbeispiele aus der Stadt Mellrichstadt, der Allianz Fränkischer Grabfeldgau sowie der Gemeinde Salz vorgestellt. Im Panel „Klima- und Umweltschutz in der Siedlungsentwicklung“ referierten die Klima- und Artenschutzmanagerin des Landratsamtes sowie Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen und des Marktes Oberelsbach. Zum Abschluss hatten die Gäste die Möglichkeit, bei bestem Wetter an einer Fußexkursion durch die Altstadt von Mellrichstadt teilzunehmen. Geführt wurde diese von Bürgermeister Michael Kraus, der städtebauliche Entwicklungsprozesse erläuterte und auf anstehende Innenentwicklungsprojekte hinwies.